Großhandelskontenrahmen

Großhandelskontenrahmen
ein für die Zwecke des Groß- und Außenhandels spezialisierter Kontenrahmen (vgl. Abbildung „Kontenrahmen für den Groß- und Außenhandel“).
Der nach Änderung des HGB neu geordnete Kontenrahmen ist im Gegensatz zu anderen (vgl. z.B.  Industriekontenrahmen,  Einzelhandelskontenrahmen) nur teilweise nach dem  Abschlussgliederungsprinzip aufgebaut. Mit den Klassen 3 (Wareneinkauf) und 8 (Warenverkauf) wurde das  Prozessgliederungsprinzip beibehalten, die Kontenklassen 5 und 6 ermöglichen eine integrierte Kostenrechnung ( Einsystem), die in der Praxis aber kaum buchungstechnisch durchgeführt wird. Bei den Warenkonten wird zwischen Wareneinkaufskonten (Gruppe 30–38) und Warenbestandskonten (Gruppe 39) unterschieden. Die Wareneinkaufskonten werden als Aufwandskonten geführt. Diese Trennung in ein Warenbestandskonto und ein Warenaufwandskonto stellt nur scheinbar eine Trennung gemischter Konten dar. Das so geführte Warenbestandskonto ist nur ein Wareninventurbestandskonto. In Wirklichkeit erhöht jeder Einkauf zunächst den Warenbestand und dürfte nicht immersofort als Warenverbrauch gebucht werden. Der Grund für die Gleichsetzung Wareneinkauf = Warenverbrauch liegt darin, dass man früher nicht in der Lage oder aus Kostengründen nicht gewillt war, den Warenverbrauch laufend zu erfassen. Man nimmt bei dieser Vorgehensweise jedoch in Kauf, dass bei der kurzfristigen Ergebnisrechnung, die ohne  Inventur bei Einsatz der EDV monatlich durchgeführt wird, evtl. Bestandsdifferenzen in erheblichem Umfang das Ergebnis verfälschen. Durch die Einführung moderner Warenwirtschaftssysteme ist eine laufende Erfassung des Warenverbrauchs jedoch kein Problem mehr.
- Um das Warenrohergebnis der verschiedenen Warengruppen darstellen zu können, ist in der Klasse 9 ein Warenabschlusskonto vorgesehen, das auf der Soll-Seite den Wareneinsatz und auf der Habenseite die Umsatzerlöse aufnimmt (vgl. Abbildung „Großhandelskontenrahmen – Buchungsskizze (1)“).
– In der Kontenklasse 2 (Abgrenzungskonten) werden in erster Linie diejenigen Aufwendungen und Erträge geführt, bei denen es sich um betriebsfremde, periodenfremde oder außergewöhnliche handelt. Es soll dadurch der Versuch gemacht werden, ein betriebliches, ordentliches und periodeneigenes Ergebnis (Betriebsergebnis) oder ein neutrales Ergebnis zu unterscheiden.
- Der Kontenrahmen sieht die Abschlusskonten Betriebsergebnis und neutrales Ergebnis zwar nicht ausdrücklich vor, ließe sich aber entsprechend ergänzen. Die Abbildung „Großhandelskontenrahmen – Buchungsskizze (2)“ verdeutlicht die Zusammenhänge.
– Die Abgrenzung ist aber nicht sauber, weil die Klasse 2 auch betriebliche Erträge und Aufwandsarten (z.B. Abschreibungen auf Forderungen) und die Steuerpositionen gesamtergebnisabhängige Posten enthalten.
- Eine konsequente Abgrenzung des Betriebsergebnisses wird i.d.R. in der Kosten- und Leistungsrechnung vorgenommen, die jedoch meistens statistisch und nicht buchungstechnisch durchgeführt wird.

Lexikon der Economics. 2013.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Erlöskonten — Ertragskonten zur Buchung der ⇡ Erlöse bzw. ⇡ Umsatzerlöse. In den meisten ⇡ Kontenrahmen die Konten der Kontenklasse 8 (⇡ Großhandelskontenrahmen, ⇡ Gemeinschafts Kontenrahmen industrieller Verbände (GKR)). Im ⇡ Industrie Kontenrahmen (IKR) und… …   Lexikon der Economics

  • Konten — I. Begriff:In der ⇡ Buchführung die zur Aufnahme und wertmäßigen Erfassung von Geschäftsvorfällen bestimmten Rechnungen. Jedes Konto hat eine Soll und eine Habenseite (auch: Debet und Kreditseite). a) Bei Aktivkonten (K. der Aktivseite der ⇡… …   Lexikon der Economics

  • Kontenklassen — Ergebnis einer Systematisierung der ⇡ Buchführung nach dem ⇡ Kontenrahmen. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern nach der Dezimalklassifikation: Die einzelnen ⇡ Bestandskonten und ⇡ Erfolgskonten (Aufwands und Ertragskonten)… …   Lexikon der Economics

  • Kontenplan — die systematische Gliederung aller ⇡ Konten der Buchführung, zugeschnitten auf den individuellen Geschäftsbetrieb eines Unternehmens. Seit Einführung des ⇡ Kontenrahmens (Einheits oder Fachkontenrahmen) für Zwecke des ⇡… …   Lexikon der Economics

  • Kontenrahmen — Systematik der Gliederungsgrundsätze für die Ordnung des Rechnungswesens (zuerst durch Schär und Schmalenbach), in den europäischen Staaten überwiegend nach der Dezimalklassifikation. Staatliche Regelung in Deutschland seit 1937 entsprechend den… …   Lexikon der Economics

  • Warenabschlusskonto — Konto der Klasse 9 (Abschlusskonten) im ⇡ Großhandelskontenrahmen, Vorkonto zur Gewinn und Verlustrechnung, das im Soll den Warenverbrauch (Klasse 3) zu Einstandswerten (Anschaffungskosten) und im Haben die Nettoumsatzerlöse (Klasse 8) aufnimmt.… …   Lexikon der Economics

  • Warenbestandskonto — nach dem ⇡ Einzelhandelskontenrahmen und dem ⇡ Großhandelskontenrahmen gesondert geführtes Inventurbestandskonto, dessen Saldo (die Bestandsveränderungen laut Inventur) den Warenverbrauch, der auf besonderen Wareneingangskonten erfasst wird,… …   Lexikon der Economics

  • Wareneinkaufskonto — Konto der doppelten Buchführung, das im Soll den Warenanfangsbestand, die Zugänge (beide zu Einkaufspreisen) und (meist über besonderes Unterkonto) die Bezugskosten, im Haben etwaige Rücksendungen an die Lieferer bzw. (meist über besonderes… …   Lexikon der Economics

  • Warenverkaufskonto — Konto der doppelten Buchführung, das im Haben die Warenverkäufe (Umsätze zu Verkaufspreisen), im Soll (meist über Unterkonten) Warenrücksendungen und Nachlässe gegenüber Kunden ausweist. Das W. ist ein reines Erfolgskonto. Sofern der Einkaufswert …   Lexikon der Economics

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”